08.10.2014

Erster Monat.


Anzukommen im Neuen, Formlosen. In der Auseinandersetzung mit Fragen. Im Finden von Wegen, Möglichkeiten und neuen Fragen. Anzukommen in einer neuen Zeit, die dennoch kein neuer Lebensschritt, sondern auch Zwischenzeit ist.
Anzukommen in mir, hier.
In meinem eigenen Tempo, in meinem eigenen Rahmen. Jenseits vom Lehrplan und Stundenvorgabe.
In meinen eigenen Fragen. In meiner Freiheit dem nachzugehen.

Freiheit? Die Idee der Freiheit in einem Land, in dem Fenster vergittert, Grundstücke umzäunt, ummauert und nur durch Sicherheitstore zu betreten sind? Freiheit in der  Eingrenzung? Freiheit in einem Land, in dem mir abgeraten wird, bestimmte Wege zu gehen, zum Joggen lieber durch belebte Straßen zu rennen als in den schönsten Parks – es könnte ja…
Darin mein Kampf hier. Mich tatsächlich, vielleicht zum ersten Mal so wirklich, als Frau abhängig und in meiner Freiheit beraubt zu fühlen. Kann ich nur mit einem (männlichen!) Beschützer zu den schönsten, einsamen Plätzen? Oder sollte ich vielleicht zum „ami-Touri“ werden, und mir lieber alles nur vom Auto aus anschauen?
Ich frage noch nach Formen. Ich frage andere Frauen hier, wie sie es machen, wie sie sich fühlen und spüre mehr Verunsicherung bei ihnen. Sind es vielleicht gerade die hohen Mauern, die zur Sicherheit uns unsere Freiheit genommen haben? Sind es gerade sie, die uns ständige Unsicherheit suggerieren? Sind es die vielen Security-Autos, die uns sagen: ihr könntet uns jederzeit brauchen, es könnte immer etwas passieren – die uns eine subtile Alarmbereitschaft auf unsere Wege geben?

Und dann innerhalb der eigenen Mauern die Möglichkeiten sehen und nutzen. Und dort Samen keimen lassen. Uns so entsteht wirklich ein kleiner Garten. Gurken, Tomaten, Salat und Karotten sind gesät. Besonders die Gurken wachsen wunderbar – ob das daran liegt, dass ich sie am liebsten esse? Jeden Tag bestaunen wir das Wachstum und freuen uns über die Frühlingssonne, die ihr bestes tut.


Die Natur ist es, die mich hier mich selbst spüren lässt, die mich ankommen lässt. Mich Freiheit spüren lässt. Jeder Ausflug lässt mich spüren, warum ich hier bin, gerade hier. Die Berge, die uns umringen, in ihrer Rauheit so schön, ihre Hänge voller Weinreben, weiter im Norden voller Apfelbäume. Die Berge, die uns an den schwedischen Fjell erinnern, so wild und wenig erschlossen erscheinen sie.
Am ersten heißen Frühlingstag (bei 30°C) der Geschmack davon, was hier Sommer heißen kann. Unter der Frühlingssonne im Naturreservat zur Wanderung. Und der Genuss im kühlen Bach zu sitzen, im Tal, ringsherum Berge. Die Blumen und Pflanzen zu bestaunen. Eine Ahnung von dem, was wir auf unserer großen Sommertour ab Mitte Dezember noch zu erwarten haben.

Und während die Natur ihren eigenen Rhythmus, ihre eigene Melodie hat, habe auch ich meine. Und diese bewege ich im Tanz. Im Ausdruck dessen, was in mir lebt, belebt und bewegt werden will. So dankbar bin ich für diese weltweite Community der 5 Rhythmen. Und dass ich sie in Tübingen kennenlernen durfte. Mein Leben lang habe ich gespürt, dass Tanz in mir lebt und durch mich zum Ausdruck kommen will. Und da ist er. Jedes Mal neu, anders, überraschend. Lachen und Lächeln zaubernd. Mein Herz erfüllend und zum Hüpfen bringend. Dies hier auszudrücken ist wahre Freude!

So schaue ich auf einen ersten Monat zurück, der geprägt war vom Ankommenszauber, in den Armen des Liebsten. In dem Gestalten des gemeinsamen Raums, voll seiner Gemütlichkeit. Und auch als Herberge, vor dem, was draußen ist. Vielleicht auch Schutzraum.
Und dadurch neue Fragen, die meine Zeit hier formen. Was nun kommen wird, ist das, was nun am entstehen ist. Sind Kontakte zu Menschen, Projekten, die weiter wachsen wollen. Ist das, was sich formen lässt in diesem Rahmen. Was ich ergreife, gieße, in die Sonne stelle. Und was mich ergreift, wenn ich voll Lächeln sein kann und so der Welt begegne. Nur mit mir selbst in Frieden, in Freiheit, kann ich das außerhalb erfahren. Nur wenn ich mich spüre, kann ich außen spüren.



 „Wenn ich weiß, was ich will, kann ich tun, was ich will!“

Keine Kommentare: