27.10.2014

Projekte

Mit dem Vertrauen, dass das, was da kommt schon gut sein wird – und mit dem Überwinden der Ungeduld dann aus Keimen Pflanzen, aus ersten Verknüpfungen Verbindungen. Schönes, Neues.

Nun habe ich zwei Projekte gefunden, in denen ich mich engagieren möchte. Durch die ich Zugang zu den Locals habe, zu der colored Community und etwas von dem, was ich mit in dieses Land bringe, teilen, einbringen kann.

Das erste Projekt: Women on Farms.
Schon von Deutschland aus hatte ich nach Projekten gegoogelt, hatte wahrscheinlich irgendwas mit Frauen und Farm eingegeben und war so schon aufs Projekt gestoßen. Meine Mail vom Sommer und eine weitere von hier sind irgendwo im Nichts gelandet. Emails sind hier wirklich nicht die gängige Kommunikationsform. Lieber kurz anrufen. Lieber einfach kurz persönlich vorbei kommen. Das habe ich dann auch mit einer Bekannten von hier gemacht. Und ruckzuck habe ich ein Projekt gefunden, das sich über jede helfende Hand freut und gerade in der vergangenen Woche viel Unterstützung brauchte. Wer ein bisschen was übers Projekt erfahren möchte, kann auf der Homepage nachschaun, die leider nicht sehr aktuell ist (vllt ein Job für mich ;)): http://www.wfp.org.za/
In der vergangenen Woche war World Food Day und Women on Farms (WFP) haben verschiedene Workshops und Aktionen zu dem Thema gestartet. Besonders war eine Demo in Cape Town, wo ein Memorandum mit Forderungen an den Landwirtschaftsminister überreicht wurde. Hier in Südafrika ist 1 von 4 Mensch täglich von Hunger betroffen. Paradoxerweise sind besonders die FarmarbeiterInnen und ihre Familien betroffen. Denn sie verdienen nicht mehr als 15 Rand (ca. 1,50€) pro Stunde. Während die Weißen in ihren Anwesen ein gutes Leben führen, ist es für die FarmarbeiterInnen sich das Essen (was sie teils angebaut haben) nicht leisten können. In dieses Strukturen spiegelt sich leider immer noch die Apartheid wider.
Women on Farm versucht vor allem auch Fähigkeiten zu vermitteln und die Frauen zu stärken ihre eigenen Gärten anzulegen, Samen zu sammeln für die nächste Pflanzzeit, Samen auszutauschen, Gourmetpilze (Austern und Schitake) anzubauen und zu verkaufen- und dem Hunger so ein bisschen weniger ausgeliefert zu sein.

Ich habe vielevielevieleviele Fotos gemacht und will ein paar hier mit euch teilen (bis sie dann mal auf der Homepage landen, dauert es vielleicht noch ein bisschen).
1 in 4 are hungry


workshop opening - mit viel Gesang und Tanz





Das zweite Projekt ist eigentlich eher eine Einrichtung: ein Frauenhaus – http://safehousestellenbosch.co.za/
Dort hat mich eine liebe Frau, eine Deutsche, die sich hier im Rotary Club engagiert, vorgestellt. Momentan leben 10 Frauen dort, die aufgrund von häuslicher Gewalt, sexuellem Missbrauch oder Human Traffic dort für min 3 Monate untergebracht sind. Ein sicherer Rahmen, eine neue Chance, das erste Mal vielleicht Selbstständig sein, einen Job finden, Entscheidungen treffen. Und all das, ohne es gelernt zu haben, ohne vielleicht, dass je jemand gesagt hat „du kannst das, ich glaub an dich“. Das Safehouse will nicht nur äußere Sicherheit und Schutz geben, sondern auch innere. Vertrauen in sich selbst. Glauben an sich selbst. Ein positives Gefühl von sich selbst haben. Als Volunteerin wurde ich einfach gefragt, was ich anbieten kann. Da ich natürlich keine Beratung oder irgendwelche direkte psychologische Arbeit mit den Frauen machen kann, ist es vor allem meine Zeit, die ich anbieten kann. Mich. Spazierengehen. Achtsamkeitübungen. Landart vielleicht. Kreatives zusammen machen. Etwas schaffen. Sich gut darüber fühlen. Ich werde wohl wöchentlich ein paar Stunden dort sein. Die erste Session war sehr spontan und ein bisschen wild mit zwei kleinen, meines Erachtens, recht gekennzeichneten Kindern. Ich bin noch gespannt, wie ich meine Rolle/Aufgabe ausfüllen kann. Denn gleich zu Beginn wollte eine Frau mir schon sehr viel von sich erzählen und ich hatte im Hinterkopf, dass die Hausleiterin gesagt hat, dass wir nicht zu tief in die Geschichte der Frauen hineingehen sollen. Wo ist die Grenze? In einer menschlichen Interaktion…

ps. Und ich habe endlich ein Fahrrad - ein Stückchen mehr Freiheit :)

08.10.2014

Erster Monat.


Anzukommen im Neuen, Formlosen. In der Auseinandersetzung mit Fragen. Im Finden von Wegen, Möglichkeiten und neuen Fragen. Anzukommen in einer neuen Zeit, die dennoch kein neuer Lebensschritt, sondern auch Zwischenzeit ist.
Anzukommen in mir, hier.
In meinem eigenen Tempo, in meinem eigenen Rahmen. Jenseits vom Lehrplan und Stundenvorgabe.
In meinen eigenen Fragen. In meiner Freiheit dem nachzugehen.

Freiheit? Die Idee der Freiheit in einem Land, in dem Fenster vergittert, Grundstücke umzäunt, ummauert und nur durch Sicherheitstore zu betreten sind? Freiheit in der  Eingrenzung? Freiheit in einem Land, in dem mir abgeraten wird, bestimmte Wege zu gehen, zum Joggen lieber durch belebte Straßen zu rennen als in den schönsten Parks – es könnte ja…
Darin mein Kampf hier. Mich tatsächlich, vielleicht zum ersten Mal so wirklich, als Frau abhängig und in meiner Freiheit beraubt zu fühlen. Kann ich nur mit einem (männlichen!) Beschützer zu den schönsten, einsamen Plätzen? Oder sollte ich vielleicht zum „ami-Touri“ werden, und mir lieber alles nur vom Auto aus anschauen?
Ich frage noch nach Formen. Ich frage andere Frauen hier, wie sie es machen, wie sie sich fühlen und spüre mehr Verunsicherung bei ihnen. Sind es vielleicht gerade die hohen Mauern, die zur Sicherheit uns unsere Freiheit genommen haben? Sind es gerade sie, die uns ständige Unsicherheit suggerieren? Sind es die vielen Security-Autos, die uns sagen: ihr könntet uns jederzeit brauchen, es könnte immer etwas passieren – die uns eine subtile Alarmbereitschaft auf unsere Wege geben?

Und dann innerhalb der eigenen Mauern die Möglichkeiten sehen und nutzen. Und dort Samen keimen lassen. Uns so entsteht wirklich ein kleiner Garten. Gurken, Tomaten, Salat und Karotten sind gesät. Besonders die Gurken wachsen wunderbar – ob das daran liegt, dass ich sie am liebsten esse? Jeden Tag bestaunen wir das Wachstum und freuen uns über die Frühlingssonne, die ihr bestes tut.


Die Natur ist es, die mich hier mich selbst spüren lässt, die mich ankommen lässt. Mich Freiheit spüren lässt. Jeder Ausflug lässt mich spüren, warum ich hier bin, gerade hier. Die Berge, die uns umringen, in ihrer Rauheit so schön, ihre Hänge voller Weinreben, weiter im Norden voller Apfelbäume. Die Berge, die uns an den schwedischen Fjell erinnern, so wild und wenig erschlossen erscheinen sie.
Am ersten heißen Frühlingstag (bei 30°C) der Geschmack davon, was hier Sommer heißen kann. Unter der Frühlingssonne im Naturreservat zur Wanderung. Und der Genuss im kühlen Bach zu sitzen, im Tal, ringsherum Berge. Die Blumen und Pflanzen zu bestaunen. Eine Ahnung von dem, was wir auf unserer großen Sommertour ab Mitte Dezember noch zu erwarten haben.

Und während die Natur ihren eigenen Rhythmus, ihre eigene Melodie hat, habe auch ich meine. Und diese bewege ich im Tanz. Im Ausdruck dessen, was in mir lebt, belebt und bewegt werden will. So dankbar bin ich für diese weltweite Community der 5 Rhythmen. Und dass ich sie in Tübingen kennenlernen durfte. Mein Leben lang habe ich gespürt, dass Tanz in mir lebt und durch mich zum Ausdruck kommen will. Und da ist er. Jedes Mal neu, anders, überraschend. Lachen und Lächeln zaubernd. Mein Herz erfüllend und zum Hüpfen bringend. Dies hier auszudrücken ist wahre Freude!

So schaue ich auf einen ersten Monat zurück, der geprägt war vom Ankommenszauber, in den Armen des Liebsten. In dem Gestalten des gemeinsamen Raums, voll seiner Gemütlichkeit. Und auch als Herberge, vor dem, was draußen ist. Vielleicht auch Schutzraum.
Und dadurch neue Fragen, die meine Zeit hier formen. Was nun kommen wird, ist das, was nun am entstehen ist. Sind Kontakte zu Menschen, Projekten, die weiter wachsen wollen. Ist das, was sich formen lässt in diesem Rahmen. Was ich ergreife, gieße, in die Sonne stelle. Und was mich ergreift, wenn ich voll Lächeln sein kann und so der Welt begegne. Nur mit mir selbst in Frieden, in Freiheit, kann ich das außerhalb erfahren. Nur wenn ich mich spüre, kann ich außen spüren.



 „Wenn ich weiß, was ich will, kann ich tun, was ich will!“